"Colonia Dignidad" ein finsteres Kapitel der deutschen Geschichte in Chile

 

Die 300 km² umfassende Colonia Dignidad wurde 1961 von dem Deutschen Paul Schäfer gegründet. Sie liegt ca. 400 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago de Chile im Gemeindegebiet von Parral.

1956 gründeten der ehemalige evangelische Jugendpfleger Paul Schäfer die "Private Sociale Mission“, ein Erziehungsheim für Kinder von Gruppenmitgliedern. Wegen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Schäfer aufgrund von Anzeigen wegen Vergewaltigung von zwei Jungen floh er 1961 mit ca. 150 Mitgliedern der Gruppe nach Chile und gründete die Colonia Dignidad.

Die Koloniebewohner mussten Fronarbeit leisten und wurden scharf überwacht und bei Vergehen misshandelt und mit Elektroschocks gefoltert.

In Chile baute die Gruppe eine Kolonie auf, in der sie streng abgeschottet von der Außenwelt lebte und nur ausgewählte Besucher empfing.
Die Regierung Chiles entzog der Organisation 1991 den Status der Gemeinnützigkeit, mit der sie stets von Steuerfreiheit profitiert hatte, und löste sie damit formal auf. 1996 tauchte Paul Schäfer unter, da er von der Justiz gesucht wurde. Alle Versuche des demokratischen Chile, diese Enklave unter Kontrolle zu bekommen, scheiterten bis zur Festnahme Schäfers 2005.

Geflüchtete Bewohner berichteten, die Kolonie sei während der Pinochet-Diktatur jahrzehntelang als Folterzentrum des chilenischen Geheimdienstes genutzt worden. Später stellte sich heraus, dass in der Colonia Dignidad Chilenen gefangen gehalten und als Zwangsarbeiter eingesetzt worden waren. Es wurden medizinische Versuche an Häftlingen durchgeführt. Kinder und Jugendliche wurden in der Gemeinschaft immer wieder sexuell missbraucht, vor allem Jungen unter sexuellem Aspekt körperlich gezüchtigt und die Kinder mit Elektroschocks und Psychopharmaka misshandelt.

 

Ich habe die Gelegenheit mich mit 3 Personen zu unterhalten, die die Zeit unter dem Sektenführer Paul Schäfer noch miterlebt haben. Zuerst spricht mich eine Familie mit 3 Kindern auf Deutsch an. Erstaunlich, alle Kinder hier sprechen Deutsch und Spanisch. Was in der Presse berichtet wurde, stimmt wohl nicht alles, aber die Unterdrückung, Denunzierung, Misshandlungen und das Abschotten nach außen, haben tatsächlich so stattgefunden.

Später kommt noch ein anderer, älterer Mann hinzu und erzählt uns seine ganze Geschichte. Auch er ist mehrfach misshandelt und geschlagen worden. Oftmals grundlos, oder einfach nur, weil er versehentlich eine Frau angesehen hat.  Beide Geschlechter waren strikt getrennt und somit gab es so gut wie keine Nachkommen. Dadurch fehlen 2 komplette Generationen. Es leben noch viele sehr alte Menschen hier. Erst jetzt wächst langsam wieder eine Generation nach. Erst nach der Festnahme von Paul Schäfer 2005 kehrte eingermaßen Normalität ein und die Kolonie wurde in "Villa Baviera" umbenannt. Heute wird die Anlage auch touristisch genutzt. Es gibt ein Hotel, ein Restaurant und verschiedene Möglichkeiten damit Hochzeiten und andere Events stattfinden können.

Ein sehr einprägsamer Satz des Mannes war:

“Ich war 2005, nachdem sich die Gruppe der Aussenwelt geöffnet hat, 40 Jahre alt und wusste nicht wie Kinder entstehen und auf die Welt kommen“.

Ausführliches dazu im Reiter "Reiseberichte"

 

"Villa Baviera", ein riesiges wunderschönes Gelände                                                                                          Jetz ist hier ein Hotel und das Restaurant "Zippelhaus"